Breitbau VW-Käfer - Teil 4: Das Chassis
Der letzte Teil meiner kleinen Serie liegt nun schon eine Weile zurück und nach dem ich mich im ersten Teil, zweiten Teil und
dritten Teil mit der oberen Hälfte beschäftigt habe,
geht es nun mit dem Unterbau weiter.
Der bisherige Ablauf war wie folgt:
1.Silikonform herstellen (Teil1)
2.Arbeitskopie aus Resin (Teil1)
3.Umbauarbeiten an der Arbeitskopie (Teil2)
4.eine Silikonform von fertigen Modell (Teil2)
5.wieder in Resin abformen (Teil2)
5a. Laminieren in Gfk (Teil3)
6.ein eigenes Chassis darunter setzen
Nachdem ich mir die Arbeit mit dem Aufbau einer eigene Karosserie gemacht habe, könnte man natürlich ein fertiges Chassis
darunter setzen. Aber das wäre doch recht inkonsequent wenn ich schon den Bau vom Anfang her beginne.
Also wollte ich beim Chassis nicht aufhören.
Meine ersten Erfahrungen habe ich mit dem Umbau meines Simca gesammelt.
Der Käfer ist mit 40mm recht Schmal zwischen den Türen. Da kommt man auch mit einem fertigen Chassis in den meisten Fällen
ohne Bastelarbeit nicht sonderlich weit.
Da ich aber auch bereits eine Recht gute Vorstellung von dem hatte wie es aussehen sollte, kam ein gekauftes für mich auch
eh nicht in Frage.
So war ein wenig Experimentieren angesagt.
Ich zeichne meine Chassisteile mit CorelDraw, da ich mich damit besser auskenne als mit irgend einem CAD-Programm.
Die Chassis selbst mache ist aus 1mm Gfk. Eine Metallplatte dürfte von der Gewichtsverteilung wohl besser sein, aber das
Fräsen von Metall ist nicht mein Ding.
Um nun das gezeichnete auf die Gfk-Platte zu bekommen, bediene ich mich einer Technik die auch bei der Platinenerstellung
genutzt wird. Dem Thermotransfer.
Voraussetzung damit dies funktioniert ist ein Laserdrucker. Bei mir verrichtet ein alter Epson AL-C1100 noch
immer zuverlässig seinen Dienst.
Dazu druckt man auf möglichst glattem nicht zu dickem Glanzpapier. Fotopapiere sind nicht geeignet.
Glänzende Werbebeilagen oder Katalogseiten von z.B. Reichelt oder Pearl eignen sich dafür recht Gut, da der Toner nicht so
stark im Papier fixiert wird.
Die Seite fixiere ich mit Klebestreifen auf einem normalen Blatt Papier, da mein Drucker die Seiten sonst nicht sauber
einzieht und die Seite nicht transportiert (gibt eine netten Papierstau ).
Das kann bei anderen Druckern auch wieder anders sein.
Beim Chassis ist es nicht sonderlich Wichtig ob man die Teile vor dem Ausdruck spiegelt. Bei Platinenlayouts wäre es
hingegen Fatal.
Den so erstellten Ausdruck legt man nun auf die gereinigte Gfk-Platte und fixiert diese am besten wieder mit Klebeband gegen
Verrutschen und deckt das ganze mit einem Tuch ab. Denn nun kommt Hitze ins Spiel.
Mit dem Bügeleisen auf höchster Stufe und Druck bügelt man nun den Tonerauftrag des Laserdrucker vom Papier auf die
Gfk-Platte. Durch die Hitze schmilzt der Toner auf und da es nicht ins Papier ziehen kann klebt er dann auf der Gfk-Platte.
Man kann auch auf das Tuch verzichten, jedoch sollte man etwas Temperaturstabiles zum Fixieren benutzen.
Das gibt sonst eine Sauerei auf der Bügelsohle und Stress mit der Verwaltung
Nachdem man nun einige Zeit vor sich hin gebügelt hat (Die Zeit benötigt ein wenig Übung) muss man nun das Papier wieder
loswerden.
Das geht recht einfach, wenn man das ganze in lauwarmes Wasser mit einem tropfen Spüli legt. Das Papier kann man nach ein
wenig Einwirkzeit recht leicht mit dem Finger abrubbeln.
Das Chassis selbst besteht aus drei Komponenten.
Der Bodenplatte, einem Motor-/Hinterachsträger und den Lagerböcken der Vorderachse (siehe weiter unten).
Die Teile selbst fräse mit einem Proxxon Bohrständer und dem dazu passenden kleinem Koordinatentisch.
Wenn man gut mit Säge und Feile umgehen kann, kommt man aber auch zu einem brauchbaren Ergebnis.
Die verwendeten Fräser selbst sind gebrauchte aus der Bucht und stammen in vielen Fällen aus der Platinenherstellung.
Diese sind noch zum Fräsen für den Eigenbedarf mehr als ausreichend scharf.
Nach viel gekurbel hatte ich dann alle Einzelteile vor mir
Nach dem Bohren aller Löcher werden die Teile gereinigt und vor dem Verkleben mit 2K-Kleber an den Kontaktstellen angeraut.
Zum Ausrichten nutze ich die bei mir ungenutzten Fahrzeugmagneten und eine metallische Grundplatte.
Wenn man sich die Maße der Magnete vorher notiert hat, kann man diese bei der Planung auch gut mit einbeziehen.
So ergeben z.B. bei mir 4 Rundmagnete den passenden Abstand für die Motorbreite zwischen den Hinterachsträgern.
Mit Stellringen wurde die Achse fixiert und es gab so zusammen mit den Magneten für mich eine ausreichend genaue Ausrichtung.
Da ich wie ich bereits schrieb, meine eigene Vorstellung hatte wie der Käfer später mal aussehen sollte, war eine
"normale" Vorderachse nicht wirklich geeignet.
Vorn sollte die Karo so tief wie möglich liegen. Das bedeutet aber das die Vorderräder entweder sehr klein oder
weit in der Karosserie verschwinden müssen. Sehr klein Passt nicht zum Fahrzeug und weit in die Karo hinein bedeutet auch
eine entsprechend schmale Spur, was mir optisch auch nicht gefiel.
Um also eine breite Spur und eine tiefe Position in der Karo zu bekommen habe ich eine Einzelradaufhängung mit einem
Sturz von 7° gebastelt.
Der Lagerbock selbst besteht aus einem 5mm breiten Gfk-Stück. Mit Glück findet man Gfk-Reststücke in der Bucht.
Ganze Platten in der Stärke sind A: teuer und B: riesig. Also unverhältnismäßig für zwei kleine Stücke.
Reststücke hatte ich leider zu dem Zeitpunkt nicht gefunden, jedoch habe ich diese Teile unter der Bezeichnung
Gfk-Unterlegscheibe gefunden. 50x50x5mm mit M8 Loch.
Mit dem Bohrständer konnte ich einen Winkel von 7° einstellen und so an einem Reststück der Unterlegscheibe eine Vertiefung
mit entsprechender Neigung und passender Breite als Aufnahme erstellen.
So konnte der Lagerbock in diese Aufnahme gesetzt werden und nach dem Plan ziehen im richtigen Winkel konnten die
Befestigungsbohrungen passend zur Bodenplatte gebohrt werden.
Da ein einzelnes Lager nicht genug Stabilität bietet, wurde in den Lagerbock von jeder Seite ein Kugellager mit
einseitigem
Bund eingesetzt.
Um nicht zu breit zu werden sind die Lager sind zusätzlich noch etwas versenkt, auch da sonst von dem Achsstummel nur sehr
wenig zur Felgenbefestigung übrig geblieben wäre.
Das Vorderrad besteht aus einem O-Ring und einer entsprechend gekürzten Felge.
Montiert sieht die ganze Konstruktion dann so aus:
Der Motor-/Hinterachsträger selbst ist keine Neuerfindung und gefedert ausgeführt.
Gelagert ist er an drei Punkten, die ihn mit der Bodenplatte verbinden.
Vorn ist zwischen Motorträger und Sicherungsmutter ein kleiner O-Ring montiert, was ausreichend Stabilität bietet ohne die
Bewegungsfreiheit zu einzuschränken.
Hinten wird der Motorhalter über eine kleine Brücke um die Schrauben zu stabilisieren mittels Federn geben die Bodenplatte
gedrückt, wie es z.B. auch bei diversen Herstellern umgesetzt ist.
Alle Schrauben sind M2-Senkkopf, die für einen glatten Unterboden entsprechend in der Grundplatte versenkt sind.
Die erste Anprobe sieht schon vielversprechend aus. Es entsteht so ein leichter Drag-Look wie gewünscht.
In die Karosserie sind links und rechts zwei Plastikstreifen eingeklebt in die je 2 Löcher gebohrt sind welche als Halter
fungieren. Das Gegenstück bilden zwei L-Profile aus Messing die auf die Chassis-Bodenplatte geklebt sind. In die Profile
sind ebenfalls entsprechend der Kunststoffstreifen Löcher gebohrt und eine Messing-Mutter dahinter angelötet.
Mit eingedrehten Madenschrauben kann man so die Karosserie aufstecken und sicher mit dem Chassis verbinden.
Lackiert und digitalisiert dreht er nun so seine Runden
Damit bin ich am Ende dieser kleinen Serie angelangt und hoffe das Lesen hat allen etwas Freude bereitet