Hallo Motorsport-Fans,
hier also der angekündigte neue Thread "Berühmte Rennfahrer".
Jeder, der Spaß daran hat, kann sich ja beteiligen - seien es persönliche Favoriten, Erinnerungen an bestimmte Rennszenen, etc. etc. - ich denke, es gibt genug zu erzählen.
Ich fang mal an mit - (danke Ingo alias Slot-Car-König ) ...Chris Amon
Der Neuseeländer Chris Amon gilt als der schnellste Formel 1-Pilot aller Zeiten, der nie einen GP gewinnen konnte. Amon fuhr von 1963-1976 in der Formel 1, darunter drei Jahre für Ferrari (1967-1969) und zwei Jahre für das französische Matra-Werksteam (1971-1972).
In all den Jahren stand Amon mehrere Male kurz vor einem GP-Sieg, aber immer wieder verhinderten teilweise lächerliche Defekte den schon sicher geglaubten Erfolg - Amons Pech war schon sprichwörtlich...ich kann mich noch 1972 an den Heim-GP von Matra im französischen Clermont-Ferrand erinnern...Clermont war eine absolute Fahrerstrecke, auch "der kleine Nürburgring" genannt.
Chris hatte den Matra auf Pole gestellt und fuhr im Rennen nach anfänglicher Verfolgung von Denny Hulme (McLaren) auf und davon, alle dachten schon, heute ist es endlich soweit - bis..ja bis wieder der Defektteufel erbarmungslos zuschlug und Amon mit Reifendefekt an die Box gerumpelt kam...er ging wieder ins Rennen, zeigte noch eine tolle Aufhojagd, aber mehr wie der dritte Platz war nicht mehr drin.
Im Fahrerlager ging schon wieder der Satz um: "Typisch Amon...wer sonst?"
Eine Story, die vielleicht nicht so viele kennen - aber auch wieder typisch für Chris Amon ist: Ende 1972 sperrte Matra die F1-Abteilung zu, man wollte sich auf die Langstrecken-WM konzentrieren.
Chris verhandelte für 1973 daraufin mit Max Mosley, damals Teamchef von March - man wurde sich relativ schnell einig, es wurde eine Art Vorvertrag aufgesetzt.
Zusätzlich bekam Mosley von Ford-Motorsportchef Walter Hayes die Zusicherung für Nr.1 Motoren von Cosworth (wie sie auch Lotus, Tyrrell und McLaren erhielten) - aber nur unter der Bedingung, Chris Amon wirklich unter Vertrag zu nehmen.
Als Jackie Stewart davon hörte, sagte er: "Wenn der neue March 1973 halbwegs funktioniert, wird Chris Amon ein Gegner für die WM sein..."
Es kam, mal wieder anders: Kurz vor der Abreise aus Neuseeland zu ersten Testfahrten schickte Amon Mosley ein Telegramm, in dem er bat, den neuen Vertrag ein bisschen abzuändern. Es ging wohl um eine minimale Extraprämie für herausgefahrene Punkte o.ä. - durchaus üblich, und für einen damaligen Starfahrer wie Amon sowieso normal.
Als Mosley das Telegramm las, tobte er, schwafelte etwas von "Unverschämtheit" und zerriss den Vertrag - als Chris in London landete, erfuhr er aus der Presse, das er "gefeuert" war...
Am Ende hatten beide Parteien verloren: March versank 1973 mit Rookie Jean-Pierre Jarier (natürlich ohne Nr.1-Motoren von Cosworth) in den Niederungen des Starterfelds - und Chris Amon musste aus Mangel an Alternativen beim italienischen Chaos-Team Tecno anheuern. Mir ist immer noch unbegreiflich, wie er diese Kiste beim GP von Belgien in Zolder auf den 6. Platz fahren konnte.
Für 1974 konstruierte Amon dann sein eigenes F1-Auto....aber das ist eine andere Story des Chris Amon...man muss ja nicht alles auf einmal schreiben
Letztes Jahr verstarb Chris Amon nach längerer Krankheit in Neuseeland - R.I.P., Chris!