Hallo, ich möchte hier mal einen, wie ich glaube, nicht alltägliches Projekt vorstellen.
Bill Rutan Special
Der Amerikaner Bill Rutan baute Ende der 50er Jahre auf Basis einer verkürzten Bodenplatte eines VW-Käfers einen sehr eigenwilligen Bergrenner.
https://www.aircooledvwsa.co.za/viewtopic.php?t=33316
Er selbst nannte den Renner "Bathtub". Später wurde der Wagen auch unter den Namen "Bill Rutan Special" oder "Porsche Special" bekannt. Mit diesem Eigenbau verließ er 1961 das Mount Washington Bergrennen - Climb to the Clouds, welches auf losem Untergrund ausgetragen wurde, als Gesamtsieger.
Als Antrieb diente der Motor eines Porsche 356 Carrera, welchen er als Mittelmotor implantierte, die Fronthaube spendete ein 45er Käfer. Die Karosserie bestand im Wesentlichen aus einer mit Alublechen verkleideten Rohrkonstruktion.
Durch diese kompromisslose und spartanische Bauweise konnte ein Gewicht von nur 385 Kilogramm erreicht werden. Ausgestattet mit einer teilweise stark modifizierten Vorder- und Hinterachsaufhängung rollte der Renner auf Centerline-Felgen.
Das Fahrzeug wurde ständig überarbeitet und weiter entwickelt, so dass es "den" Rutan-Special wohl eigentlich nicht gibt.
Seit ich vor gut einem Jahr das erste mal auf diesen eigenwilligen Bergrenner aufmerksam wurde, ließ mich der Gedanke nicht mehr los, meinen eigenen Bill Rutan Special in 1:32 auf die Bahn zu stellen.
Kopfzerbrechen bereitet mir dabei insbesondere die Tatsache, dass der Motor bei diesem Modell, wollte man die offene Fahrgastzelle und die Motor- und Getriebeattrappe erhalten, wohl nur unter der Fronthaube Platz finden könnte. Nachdem ich die Maße des Rutan auf 1/32 runter skaliert und auf Papier übertragen hatte, war ich dem Aufgeben näher als der Umsetzung.
Die Platzverhältnisse unter der Haube waren wirklich nicht überwältigend. Auch Gedankenspiele mit einem Frontmotor und Frontantrieb scheiterten letztlich an den beengten Platzverhältnissen. Mehrfach wanderten Skizzen und Pläne wieder in der Schublade, aber die Idee verankerte sich zusehends in den Hirnwindungen.
Am Anfang war die Fronthaube. Vielleicht eine etwas unorthodoxe Herangehensweise, aber so hat es wirklich begonnen. Da ich von der Qualität der mittlerweile in dritter oder vierter Generation auf dem Markt befindlichen Revell-Bausätze nicht begeistert bin, sollte ein ARII Bausatz die Fronthaube spenden. Das passende Objekt der Begierde fand sich bei EBAY-Japan und trat nach dem Kauf eine achtwöchige Reise an.
Als er endlich da war, fand ich es einfach Schade, den Bausatz nur für die Haube zu opfern und habe deshalb einen Versuch des Abformens mit Hausmittel gestartet. Abdruck mit Gips und Mullbinden, Gipsform nach dem Aushärten als Trennmittel mit Vaseline eingestrichen und mit dem Heißluftfön verflüssigt. Anschließend vier Lagen Glasfaserfließ 20gr/m2 und fertig war die Fronthaube.
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Eine Vorderachse aus Zinkspritzguss war auch noch noch von einem Hasegawa 356 über. Andere Kleinteile von einem Revell Käfer bzw. Buggy lagen auch noch in der Kruschelkiste. Die Vorderachse wurde mit Achsstummeln modifiziert und die Räder freidrehend ausgeführt.
Als nächstes wurde aus einer 1,2mm Messingplatte eine Motorhalterung, welche auch als Leitkielhalter fungiert und ein schraubbarer Vorderachsträger gefertigt. Der Rest des Chassis wurde aus Messingrohr zusammengelötet. Das ganze so konstruiert, dass der Motor mit Antriebswelle bei Bedarf ausgebaut werden kann, ohne Lötverbindungen öffnen zu müssen.
Die verlängerte 1,5 mm Motorwelle aus Federstahl bekam zwei zusätzliche Lagerstellen, welche in ein Messingrohr eingesetzt wurden. Das Rohr wurde wiederum mit 2K-Kleber in einen Kunststoffhalter geklebt und mit dem Chassis verschraubt.
Die schraubbare Nabe des verwendeten HO-Zahnrads entstand aus ineinandergeschobenen und verlöteten Messingrohren.
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Bei den Felgen kamen MRRC Classic Felgen mit 6mm breiten Reifen von Mitoos zum Einsatz. Damit waren die "Metallarbeiten abgeschlossen und das Chassis mit einem Radstand von 70mm fertig.
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Die 32er Solex NDIX Vergaser der Motorattrappe des Hasegawa Porsche 356a, wurden durch 40er Weber mit offenen Ansaugtrichtern ersetzt und das Kühlgebläse etwas verrundet, um es optisch dem Motor des Porsche 356 Carrera anzugleichen.
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Das Winkelgetriebe aus dem HO-Bereich sollte ursprünglich eigentlich komplett in einem Getriebegehäuse verschwinden. Trotz des kleinen Durchmessers des Kronenzahnrads von lediglich 10mm hätte dies ein übermäßig großes Gehäuse zur Folge gehabt. Deshalb kam der Entschluss, das Kronenzahnrad sichtbar zu lassen und nur farblich der Teilattrappe des Getriebes anzupassen.
Die Getriebeattrappe entstand übriges aus einer windschiefen Resinefelge, einem Stück Rundrohr und dem hinteren Teil eines VW-Getriebes aus einem Revell-Bausatz.
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Der Tank der Trockensumpfschmierung besteht aus Polystyrol-Rundmaterial. Für die Ölschläuche habe ich Silikonkabel genommen, die Kupferlitze rausgezogen und durch Blumendraht ersetzt. Dadurch lassen sich die Schläuche schön in Form bringen und behalten diese Form auch dauerhaft bei.
Für die Lachgasflasche (vermute mal dass es eine ist), habe ich eine Blindniete genommen und den „Kragen“ und den überstehenden Nagel abgesägt. Die Batterie wurde einfach von einem Vierkant-Kunststoffprofil abgeschnitten.
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Gitterrohrrahmen und Fronthaube zusammengesetzt.
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Jetzt schon mal auf das Chassis aufgesetzt und letzte Anpassungen durchgeführt.
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Nachdem die ersehnten Felgeneinsätze von Shapeways eingetroffen waren, konnte der Rutan Special nun vollendet werden.
Speziell im Heckbereich mussten leider ein paar Kompromisse eingegangen werden, da die Getriebeabdeckung höher baut, wie im Original.
Und hier nun das Ergebnis:
Die Nieten in den Seitenteilen wurden übrigens mit Muttis Kopierrad aus dem Nähkasten in die 0,3mm starke Polystyrolplatte gedrückt.
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Zum Abschluss auch an dieser Stelle ein Dankeschön an alle aus dem Scratchbuilt-Forum, die mich mit Rat und auch Tat bei der Realisierung dieses Projektes unterstützt haben.
Grüße,
Wolfgang