Mit diesem Beitrag möchte ich allen Interessierten das magnetlose Fahren näher bringen. Hierbei geht es mir jedoch keinesfalls darum, die eine Betriebsform besser darzustellen, als die andere. Ich möchte lediglich informieren und aufklären.
Alle hier dargebrachten Informationen basieren auf meinen Erfahrungen, und beziehen sich in erster Linie auf den Heimbahnbetrieb, im Maßstab 1:32. Hierbei werden alle aufgeführten Arbeiten jedoch nur einleitend erklärt, da alles andere den Rahmen sprengen würde.
Das Fahren ohne Magnet ist etwas völlig anderes, als das Fahren mit. Das sollte sich jeder, der zum ersten Mal ein Modell ohne Magnete fährt, vor Augen halten. Ein Modell ohne Magnet beschleunigt z.B. schneller, als eines mit. Das Modell reagiert insgesamt sensibler, auf die Bewegungen des Gasfingers. Gleichzeitig wird das Bremsverhalten weicher, wodurch sich der Bremsweg verlängert. Die Kurvengeschwindigkeiten nehmen spürbar ab. Dafür sind die Abflüge nun wesentlich materialschonender, da das Modell nun oftmals nur deslotet. Somit lernt man seine Bahn, und den dazugehörigen Fuhrpark, wieder neu kennen.
Wer zum ersten Mal ein Modell ohne Magnete bewegt, ist meist enttäuscht. Das Modell scheint nahezu unfahrbar. Selbst Modelle, die sonst perfekt auf der Bahn liegen, schlingern nun mehr oder weniger unkontrolliert herum.
Das ist auf zwei wesentliche Punkte zurückzuführen.
Als aller erstes fehlt hier einfach die Fahrpraxis. Das lässt sich durch trainieren, des magnetlosen Fahrens, leicht beheben.
Entscheidend ist der zweite Punkt. Die Bahn ist mit ihrem Equipment (Netzgerät und Handregler) nur für den Betrieb mit Magneten ausgelegt. Letztlich haben wir es doch mit einem Spielzeug für Kinder zu tun. Da sich bei Kindern die Feinmotorik und die Hand- Auge-Koordination erst noch entwickeln muss, dienen die Magneten als Hilfe. Somit ist die Spannung von 14,8V bis 16V der originalen Netzgeräte, für den magnetlosen Betrieb auf analogen Systemen, viel zu hoch. Eine Spannung von 9V bis 12V ist für eine Heimbahn völlig ausreichend, da der Motor eines Slotcars nun nicht mehr gegen die Haftwirkung des Magneten ankämpfen muss. Daher macht es Sinn, das originale Netzgerät gegen regelbare Netzgeräte (mindestens 2A) auszutauschen. Bei digitalen Systemen ist es grundsätzlich ausreichen die Einstellungen an der Anschlussbox anzupassen. Weniger ist eben manchmal mehr.
Bei verringerter Spannung verbessert sich das Fahrverhalten nun schon erheblich.
Die originalen Handregler sind meist sehr hochohmig (60ohm bis 80ohm). Fährt man nun mit verringerter Spannung, hat das zur Folge, dass sich ein Modell erst bewegt, wenn der Regler schon sehr weit gedrückt ist. Somit sollten die originalen Handregler ausgetauscht werden. Für die Heimbahn sind Regler mit 25ohm bis 45ohm gut geeignet. Besonders der 35ohm Regler ist ebenso für Kurse mit langen Geraden geeignet, als auch für sehr Kurvige strecken. Von Parma und DS gibt es solche Handregler sogar schon mit dem passenden Stecker, für die originale Anschlussschiene. Ansonsten sind auch diverse Adapter erhältlich.
Bei digitalen Systemen kann eventuell das Ansprechverhalten des Handreglers an der Anschlussbox verändert werden. Aber auch hier können die originalen Handregler gegen bessere ausgetauscht werden. Solche Regler gibt es z.B. bei Frankenslot und Truspeed. Beide jeweils mit diversen unterschiedlichen Einstelloptionen.
Mit dem passenden Equipment lassen sich viele Modelle schon problemlos ohne Magnete bewegen. Dennoch gibt es ein paar Kleinigkeiten zu beachten, die zur Verbesserung des Fahrverhaltens beitragen. Grundsätzlich sollte sich jedoch jeder darüber im Klaren sein, das man ein Modell nicht so präparieren kann, dass es ohne Magnete genau so fährt, wie mit.
Die hier aufgeführten Arbeiten sind grundsätzlich nichts neues, da sie einfach zur Vorbereitung eines Slotcars gehören, und somit auch für Modelle mit Magneten sinnvoll sind.
Auf das Entfetten und Ölen, der Achsen und Lager, und das Einfahren der Motoren, werde ich hier nicht eingehen.
Das Chassis
Als erstes sollte man ein Modell auf eine Richtplatte stellen, und kontrollieren ob alle vier Räder gleichmäßig aufstehen. Hängt ein Rad in der Luft, wirkt sich dieses später negativ auf das Fahrverhalten aus. Oftmals sind Modelle einfach nur schlecht zusammengebaut, oder es reicht aus, die Schrauben nicht ganz fest anzuziehen, um dieses zu beheben. Auch eine kleine Distanz kann z.B. einen etwas zu kurzen Schraubzapfen ausgleichen. Schwerere Eingriffe sind selten nötig, und sollen hier auch nicht weiter Thematisiert werden.
Der Leitkiel
Mit Hilfe einer Richtplatte kann auch die Position (höhe) des Leitkiels überprüft werden. Optimal ist es, wenn sich das Gewicht des Vorderwagens gleichmäßig auf die Vorderräder und den Leitkiel verteilt. Die Schleifer sollten also voll aufliegen. Hängt der Leitkiel in der Luft, wird das in Kurven immer wieder zum plötzlichen geradeausfahren führen. Durch eine passende Distanz, z.B. einer Kunststoffunterlegscheibe, kann die Höhe optimiert werden.
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Die Achsen
Wichtig ist hier vor allem, dass sich die Achsen frei drehen können. Manchmal stoßen die Räder gegen die Karosserie oder das Chassis. Eine kleine Distanz zwischen dem Chassis und der Karosserie kann da oftmals schon Abhilfe schaffen. Manchmal ist das Axialspiel (verschieben der Achse nach links und rechts) der Achsen zu groß. Dann kann es sein, dass die Räder gegen die Karosserie oder das Chassis stoßen, oder das Modell schlingert bei Fahrten, auch auf geraden Passagen, hin und her. Auch hier können wieder passende Distanzen Abhilfe schaffen.
Vorderachsen lassen sich oftmals nicht ausbauen oder zerlegen. Zur Montage der Distanzen schneidet man diese einfach an einer Stelle V-förmig auf, und steckt sie dann einfach auf die Achse.
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Die Felgen
Der Rundlauf der Felgen ist zu überprüfen. Manchmal befindet sich an einer Kunststofffelge noch ein Grat. Dieser verursacht dann ein eiern der Rader. Mit einem Skalpell, für den Modellbau, kann ein solcher Grat leicht entfernt werden. In den seltensten Fällen ist eine Felge krumm. Sollte es denn doch mal der Fall sein, hilft hier nur der Austausch, eventuell muss auch auf höherwertige Teile, wie z.B. Alufelgen, zurückgegriffen werden. Aber wie bereits erwähnt, kommt das nur sehr selten vor.
[Blockierte Grafik: http://files.homepagemodules.de/b606507/resize/400x400/f14t3313p69344n13_uEgvTnJy.jpg] Felge mit Grat
Die Reifen
Grundsätzlich haben die meisten Reifen, für die Heimbahn, genügend Grip. Durch leichtes Schleifen der Reifen lässt sich der Grip noch verbessern. Tuningreifen sind in den seltensten Fällen nötig, es sei denn, man bevorzugt sehr viel Grip.
Das Thema Reifenschleifen ist sehr umfangreich, und soll hier daher nur grob behandelt werden.
Erklärt wird die Brettchenmethode.
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Der Ausbau der Hinterachse ist hier nicht Notwendig. Zudem können durch diese Methode kleine Unebenheiten der Felgen (ungenügender Rundlauf) kaschiert werden.
Das Modell (ohne Karosserie) wird bei dieser Methode mit ca. 10V bestromt, und mit der Hinterachse auf einem ebenen Untergrund mit Schmirgelpapier (z.B. mit 400 oder 600 Körnung) gestellt und festgehalten. Der Druck durch das Eigengewicht des Modells ist grundsätzlich ausreichend um die Reifen zu schleifen. Fängt das Modell jedoch an zu springen, so sollte man mit den Fingern leichten Druck auf das Modell ausüben. Beginnt man mit dem Schleifen, werden die Reifen leicht grau. Ist die gesamte Lauffläche der Reifen grau, sind die Reifen fertig. In den meisten Fällen, ist das nach ca. 2min.der Fall. Hierbei sollte man das Schleifen immer wieder unterbrechen, und die Reifen begutachten, um einen Überblick über den Zustand der Reifen zu erhalten. Dauert das Schleifen länger, muss man die Temperatur der Reifen und des Motors immer wieder überprüfen. Werden die Reifen zu warm, kann es sein, dass ihre Lauffläche glasig (hart) wird. Dann ist der Reifen hin. Das passiert aber nur sehr selten.
In den meisten Fällen gibt es jedoch keine Probleme, und man kann mit wenig Aufwand, nach sehr kurzer Zeit, erste Testrunden drehen.
Wichtig ist auch, dass man die Strecke, sowie die Reifen sauber hält. Staub versaut den besten Grip. Im allgemeinen ist es ausreichend die Strecke regelmäßig mit einem kleinen Handstaubsauger abzusaugen, oder mit einem Staubtuch (trocken) abzuwischen.
Die Reifen kann man über Klebeband abrollen. Hierzu kann man z.B. Teppichklebeband auf einem kleinen Brett anbringen und das Modell mit der Hinterachse (möglichst immer in Fahrtrichtung) drüberziehen.
Das Trimmen
Das Trimmen ist ebenfalls ein sehr umfangreiches Thema. Die Platzierung des Gewichts ist von zahlreichen physikalischen Parametern abhängig, wie z.B. dem Reibungskoeffizienten zwischen Fahrbahnoberfläche und Reifen, der Masse des Modells, dem Schwerpunkt, der Reifenbreite, der Spurbreite, dem Achsabstand u.s.w. Dazu kommt noch der eigene Fahrstiel, sowie persönliche Vorlieben, bezüglich des Fahrverhaltens.
Dennoch muss man kein Physiker sein, um ein Modell richtig zu trimmen. Anhand der Bilder werden die Bereiche, die zum Trimmen in Fragen kommen, durch einen grünen Rahmen gekennzeichnet.
Konventionelle Bauform
Hier sollte das Gewicht möglichst nah zum Leitkiel angebracht werden. Liegt ein Modell besonders unruhig (auch auf der Geraden), kann Gewicht an den Seiten Abhilfe schaffen (gilt für alle Bauformen).
Frontmotor
Hier sollte das Gewicht möglichst nah zur Hinterachse angebracht werden.
Heckmotor
Und bei dieser Bauform, unterhalb der Vorderachse und im Bereich um den Leitkiel herum.
Als Trimmgewicht kommt überwiegend Blei zum Einsatz. Man kann aber auch Gewichte zum auswuchten von Felgen verwenden. Sie gibt es als 2,5g und 5g Gewicht. Diese sind selbstklebend, und müssen nicht erst zugeschnitten und gewogen werden, wie Blei. Mit dem Blei ist man jedoch flexibler. Auch hier gibt es ganze selbstklebende Tafeln, die man individuell zurechtschneiden kann. Noch flexibler ist Wolfram. Hierbei handelt es sich ebenfalls um ein Schwermetall, wie Blei. Nur ist Wolfram noch weicher, und kann wie Knetmasse verarbeitet werden. Schwermetalle sind jedoch giftig. Arbeitet man nur selten mit Blei und Wolfram, ist es ausreichend sich hinterher die Hände zu waschen. Bei häufiger Verarbeitung dieser Schwermetalle ist es empfehlenswert geeignete Gummihandschuhe zu tragen.
Das Fahren ohne Magnet ist also keine Wissenschaft. Mit wenigen einfachen Handgriffen hat man ein Modell fahrtüchtig gemacht. Zu Beginn muss man einfach vieles ausprobieren. Aber schon sehr bald hat man die nötige Erfahrung gesammelt, um ein Modell schnell und zielgerecht vorzubereiten.