Tricks und Kniffe bei der Bahnplanung
Ein Add-on zum Bahnplanungs-Tutorial
Hallo liebe Slotter,
der Baum ist geschmückt, die letzten Einkäufe erledigt. Was also tun mit dem vorweihnachtlichen Nachmittag? Also dachte ich mir: "Werd doch mal kreativ!"
Mit der folgenden Zusammenfassung möchte ich eine kleine Hilfestellung zur Bahnplanung geben. Dieses Dokument ist als Erweiterung, oder Neu-Deutsch: Als Add-on, zum Bahnplanungs-Tutorial von Stelladriver zu verstehen.
Stelladriver hat dort wirklich ein grandioses Dokument geschaffen und euer erster Schritt als Neuling in der Bahnplanung sollte immer zunächst sein Tutorial sein!
Darum will ich hier auch gar nicht weiter auf öffnende oder schließende Kurven usw. eingehen. Mir geht es darum kleine Tricks aufzuzeigen, mit denen man sich behelfen kann, wenn man bei der Planung seines Layouts nicht weiterkommt.
Oft lese ich bei Neulingen Sätze wie: „Das Bahnplanungs-Tutorial habe ich gelesen, aber ich bekomme die Strecke trotzdem irgendwie nicht zu.“ oder „ … aber ich bekomme die Stummelgerade einfach nicht rausgeplant.“
Ich hoffe, dass meine Ausführungen genau dort erste Hilfe leisten können. Ich beziehe mich, genau wie Stelladriver, hier nur auf das Carrera 1:24/1:32 Schienenmaterial. Auf keinen Fall möchte ich, dass meine Tipps als einzige Lösung, die zum Ziel führt, verstanden werden. Auch erhebe ich keinen Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit meiner Angaben und alles, was ich als schön, nicht so schön, optimal oder drgl. bezeichne spiegelt nur meine eigene Meinung wieder.
Alle Fallbeispiele und gezeigten Layouts wurden von mir selber mit Hilfe des Softyroyal Bahnplaners erstellt. Ich habe versucht das Dokument nicht zu textlastig zu gestalten, der besseren Lesbarkeit wegen, habe ich die Schriftgröße etwas erhöht. Da ich auf 10 Dateianhänge beschränkt bin, muss ich die Kapitel leider auf mehrere Postings aufteilen. Ich werde das dann aber hier vorne im Inhalt verlinken.
Edit: 15.03.2021
Wer nicht die zerstückelten Beiträge suchen will, kann sich hier auch das Addon als PDF runterladen:
Tricks & Kniffe bei der Bahnplanung.pdf
Vielen Dank an dieser Stelle an @Mr.A , der das Dokument als PDF aufbereitet hat!!!
Inhalt
# 01 – Die Bahnplanung, wie fange ich an?
# 02 – Lücken schließen
# 03 – Austauschbarkeit von Radien
# 04 – Drei weitere Radien
# 05 – Drittel- und Viertelstücke aus Kurven wegbekommen
# 06 – Layout Optimierung Schritt für Schritt
# 07 - Grundpackung sinnvoll erweitern
# 07.1 - Layoutvorschläge - Grundpackung erweitert mit 6x K2
# 07.2 - Layoutvorschläge - Grundpackung erweitert mit 6x K2 und 6x K3
# 08 - Was sonst noch Einfluss auf die Bahnplanung hat
# 08.1 - Unterschiede Analog / Digital
# 08.2 - Zusatzeinspeisungen
# 08.3 - Boxengasse und Safetycar
EDIT 02.02.2018: #03, #06, #07 und #08 sind jetzt verlinkt!
# 01 – Die Bahnplanung, wie fange ich an?
Auf die grundlegenden Dinge ist Stelladriver im Tutorial schon eingegangen, ich möchte gerne aufzeigen, wie man an eine Layout Planung herangeht. Am Anfang sollte immer die Ermittlung der vorhandenen Grundfläche stehen. So habt ihr schon vorab die Grenzen für eure Strecke abgesteckt. Welche Varianten und Formen für die Grundfläche in Frage kommen ist auch hinreichend im Tutorial beschrieben.
Los geht’s!
Regel Nr.1 – Ruhe bewahren! Als erstes solltet ihr euch davon verabschieden, in 10 Minuten mal eben was zusammenzuwürfeln. Und mit Sicherheit wird nicht sofort das erste Layout der große Wurf. Ihr dürft euch nicht davor scheuen auch mal einen kompletten Entwurf einfach zu löschen und wieder neu zu beginnen. Es gibt natürlich verschiedenste Möglichkeiten mit der Planung zu beginnen. Ich starte zumeist mit der Start/Ziel Geraden, die ich auch meistens am vorderen Grundflächenrand positioniere. Dabei lasse ich gleich immer schon einen Abstand für Randstreifen frei. Wenn man mal nicht weiterkommt, kann man mit der Start/Ziel auch variieren, und sie mal in der Mitte beginnen lassen, oder diagonal verlegen. Eine andere Möglichkeit wäre, eine schöne Kurvenkombination, die man z.B. irgendwo gesehen hat, auf die Fläche zu „legen“ und dann den Rest der Strecke um diese Kurve herum zu planen.
Regel Nr.2 – Das Auge fährt mit! Ich versuche zu viele parallele Geraden zu vermeiden. Fahrtechnisch macht das natürlich keinen Unterschied und wenn mal zwei Geraden parallel zueinander sind, ok, aber wenn es drei oder mehr werden finde ich das einfach optisch nicht schön. Mit den unterschiedlichen Kurven-Radien lässt sich das aber in der Regel vermeiden.
Hier ein Beispiel:
#01a + #01b#01a-b Das Auge fährt mit 01.jpg
Ein weiterer Punkt, den es zu beachten gilt sind Überführungen und Überlappungen. Diese sollte man so gering wie möglich halten. Will ich einen Spurlängenausgleich haben, komme ich um eine Überführung allerdings nicht herum (außer man würde mit Analogen Spurwechseln arbeiten). Eine ideale Überführung sollte am besten aus zwei sich kreuzenden geraden Abschnitten bestehen. So habe ich die geringste Sichtbehinderung. Eine Überführung über einer Kurve ist in der Regel kritisch, wobei hier gilt, je größer der Radius der Kurve desto eher kann man die Überführung vertreten. Im Zweifel hilft meistens nur, die Passage aufzubauen und zu testen. Das Gleiche gilt für Überlappungen, was am Planer störend aussieht, kann in echt halb so wild sein und umgekehrt.
Regel Nr.3 – Selber machen ist Trumpf! In Planungsthreads lese ich regelmäßig: „Hast du mal den Link zu dem Layout?“. Dazu muss ich sagen, dass ich kein Freund dieser Verlinkung bin. Wenn ihr einen Layout Vorschlag bekommt, tut euch selber einen Gefallen und baut ihn am Planer selber nach. So bekommt ihr ein „Gefühl“ für das Layout und nicht selten kommen einem beim Nachbau die besten Ideen, wie man es anders oder vielleicht sogar besser machen kann. Und mal ehrlich, wenn wir nicht gerade von einer 30m-Bahn reden, sind das höchsten 5 Minuten, die man investieren muss.
Regel Nr.4 – Immer das große Ganze im Auge behalten! Wenn es bei der Planung mal hakt, sollte man sich nicht stur auf den einen Punkt konzentrieren, an dem man nicht weiter kommt. Bekommt man z.B. einen Spalt nicht geschlossen, kann die Lösung ganz oft am ganz anderen Ende der Strecke liegen (dazu kommen wir noch). Manchmal hilft es auch einfach sein Layout zu drehen oder sogar zu spiegeln.
Regel Nr.5 – Erlaubt ist was gefällt! Alles was im Bahnplanungs-Tutorial und hier steht, soll euch als Hilfestellung dienen. Nichts davon ist in Stein gemeißelt. Fühlt euch frei zu probieren, denn eines ist klar: Am Ende ist es euer Layout, eure Bahn. Ihr müsst damit zufrieden sein!
Regel Nr.6 – Fahren, fahren, fahren! Am Ende eurer Planung sollte immer eine ausgiebige Testphase stehen. Also nicht nur mal eben 50 Runden, sondern ruhig 500+ Runden und das mit verschiedenen Fahrzeugen. Was am Planer super aussieht kann sich beim Fahren als furchtbar rausstellen. Und wenn das Layout doch nichts ist? Tja, dann fangt ihr einfach nochmal von vorne an…
PS.: Bevor ihr von vorne anfangt, probiert doch mal die Fahrtrichtung zu ändern! Vielleicht ist das Fahrgefühl ein ganz anderes, wenn man gegen den Uhrzeigersinn fährt…
# 02 – Lücken schließen
Wer kennt das nicht? Wir haben ein, wie wir meinen, super Layout entworfen, jetzt nur noch die letzte Kurve und dann sind wir fertig. Aber was ist das? Da bleibt ja eine Lücke über…! Kriege ich die Bahn jetzt noch zusammen???
Zunächst mal kann ich euch beruhigen (Regel Nr.1), man bekommt jeden Spalt irgendwie geschlossen und wenn am Ende doch mal eine kleine Lücke bleibt passt die Bahn meistens doch zusammen. Durch Höhenunterschiede und durch die Tatsache, dass nicht jedes Streckenteil saugend-schmatzend mit dem nächsten verbunden ist entstehen im realen Aufbau Unterschiede zum Planer. Größer als 2-3cm sollte so ein Spalt jedoch nicht sein. Als optische Orientierung: Eine einzelne Spur ist ca. 10cm breit.
Anhand von zwei Beispielen möchte ich im Folgenden zeigen, was man bei einem Versatz tun kann.
Beispiel 1
Hier haben wir einen recht großen Versatz. Das würde so nicht zusammenpassen.
Schauen wir mal, was man tun kann…
#02a
#02a Lücke_schließen01.jpg
Möglichkeit 1
Wir kürzen einfach die Gerade und füllen die Lücke mit Drittel Geraden. Es bleibt ein kleiner Versatz über (Wie wir diesen wegbekommen sehen wir in Beispiel 2).
Diese Möglichkeit bietet sich an, wenn ich auf keinen Fall mit der Bahn weiter nach rechts kommen darf.
#02b
#02b Lücke_schließen02.jpg
Möglichkeit 2
Wenn ich mit meiner Strecke ruhig etwas weiter nach rechts rutschen darf, tausche ich einfach die K2 am Kurveneingang gegen eine K3. Da die K3 länger ist, verschiebt sich die Strecke weiter nach rechts und unsere Lücke verschwindet.
#02c
#02c Lücke_schließen04.jpg
Möglichkeit 3
Es gibt zwei weitere K2, mit der gleichen Ausrichtung wie unsere K2 in Möglichkeit 2.
Egal welche dieser Kurven wir tauschen, wir erzielen mit allen den gleichen Effekt.
Bei der blau gefärbten K2 müssten wir allerdings den Radius auf K1 verkleinern, denn hier müssen wir die große Kurve nicht nach Außen schieben, sondern nach innen ziehen.
#02d
#02d Lücke_schließen05.jpg
Es gibt noch weitere Möglichkeiten, die aber mitunter unserer großen Kurve schaden. Mein Favorit in diesem Fall wäre die Möglichkeit 3, mit der K3 am Eingang der Schikane, aber das kann zum Glück jeder selbst beurteilen…
Beispiel 2
Die „Spaltverschiebemethode“
In diesem Beispiel haben wir nur einen kleinen Spalt. Die Bahn könnte man so fast zusammenbekommen, es könnte aber auch eng werden.
#02e
#02e Spaltverschiebung_01--.jpg
Wir beginnen jetzt einfach damit, die Bahnteile eines nach dem anderen anzureihen. Wir verschieben so unseren Spalt an eine andere Stelle, wo er uns nicht so stört. Durch die Überfahrt wird sich der Spalt an dieser Stelle sogar eher noch verkürzen.
#02f
#02f Spaltverschiebung_02--.jpg
Wenn wir den Spalt noch weiter verschieben, bekommen wir irgendwann statt einer Lücke sogar einen Überstand. Wir tauschen die beiden Viertel gegen ein Drittel und haben den Spalt so merklich verkleinert.
#02g
#02g Spaltverschiebung_03--.jpg
Fortsetzung folgt...