Ich war der tiefen Überzeugung, dass es für eine Besprechung des Sideways LB H GT3 viel zu spät sei und falls es schon einen Thread dazu gibt, dann haben ihn meine alten Augen nicht gefunden. Im weiteren Text werde ich das Fahrzeug als Lambo Huracan oder so bezeichnen und hoffe, dass mir nicht irgendwelche Anwälte die Euros aus dem Geldbeutel klagen. Der LB H GT3 sieht dem Huracan aber irgendwie verdammt ähnlich.
Mein Interesse weckte der Wagen, weil er im Rahmen unserer Heimrennserie in der GULF-Version als Preis ausgelobt war. Ich habe nicht gewonnen und damit war klar, dass das Modell als Formneuheit und mit einer etwas eigenen Chassislösung den Weg in den eigenen Rennstall finden wird. Erstmals machte ich bei dem Fahrzeug die Erfahrung, dass er sich nicht so einfach mit dem Knebelschnellverschluss von der Grundplatte gelöst werden konnte. Verloren hat er trotzdem und war damit bereit für ein Rendezvous mit der Kamera. Die äußere Gestaltung liegt recht dicht am Modell, dass auch in der Blancpain-Rennserie eingesezt wurde, ohne eine 1:1-Kopie zu sein. Da fehlt mal ein Decal, oder es ist eines mehr drauf. Mal stimmt die Position nicht genau mit dem Vorbild überein, aber die Bilder, die ich vom Vorbild bei einer Präsentation in Venedig im Netz gefunden habe, sind schon schick. Zumal: Ich mag Venedig sehr.
Der erste Griff an die Karosserie sendet das Signal "Vorsicht!", denn da hat man ein dünnes Häutchen von Deckel in der Hand. Zudem sind einige Teile wirklich filigran nachgearbeitet. Das mag im Renneinsatz stressig werden, ist aber gelebter Leichtbau. Der Heckspoiler mit der feinen Befestigung sei ein Beispiel. Die seitlichen Karosserieabschlüsse hinten links und rechts ein weiteres. Das sind eigene kleine Formteile und ja, eines habe ich schon neu verklebt.
Die Luftauslässe hinter den Vorderrädern sind eben nicht einfach offen, sondern zeigen die Lamellen, die auch das Original dort aufweist.
Schaut man auf die Fahrzeugunterseite, fällt der jetzt eigene Motorträger auf, der sich zum Beispiel von den Gruppe 5-Modellen von Sideways unterscheidet. Der Motorträger ist an drei Stellen (statt fünf) mit der Grundplatte verbunden. Nach vorne gibt es noch einen Steg in Richtung Vorderwagen und Leitkiel. Ebenso auffällig: Es gibt keinen Magneten, der entfernt werden müsste: Im Auslieferungszustand ist da schlichtweg keiner verbaut. Es dürften aber die handelsüblichen Sideways-Haftverstärker passen. Eine Aufnahme ist vor und hinter dem Motor vorgesehen. Die Reifen standen ab Werk sauber in den Radhäusern und es war nur auf der Antriebsseite eine minimale Anpassung nach innen erforderlich. Breit und flach kommt der Huracan auf jeden Fall daher.
Deckel runter und das Innenleben inspiziert. An der Vorderachse werkeln gesteckte Kunststofffelgen und die Achse kann über Madensschrauben in der Höhe verstellt werden. In Abweichung zu NSR verzichtet der Huracan auf eine Schraube von oben und unten. Es wird über eine von unten geführte 0,9mm-Inbusschraube die Achshöhe eingestellt. Kein großer Anpassungsbedarf und alles sauber.
Der Leitkiel ist leichtgängig geführt und wird geschraubt. Die Stromkabel sind meiner Meinung nach sauber verlegt und stellen den Leitkiel direkt wieder auf die Null-Position. Die Stromabnehmer sind eher von der Sorte hart und wer die im Rennseinsatz nicht mag, sollte hier austauschen. Für die ersten Fahrten habe ich sie belassen und es war auf der lackierten C-Schiene keine Problem.
Der Antrieb wird durch den Baby-Raptor-Motor übernommen. 17.000 Umdrehungen - 245 g/cm - 12V. Der Motor weist eine eher lockere Bandarole auf, die schon nach wenigen Runden deutliche Schleifspuren zeigt. Wie sich der Motor so verhält, dazu später mehr. Verbaut ist er als Angelwinder im Motorträger und zudem mit einer Schraube gesichert.
Wie man erkennt, ist das Getriebe in Vollmetall ausgeführt. Das finde ich sehr löblich und dafür einen Daumen nach oben. Wenn andere Modell an Ritzel und Zahnrad manchmal im Fett schwimmen, kommt der Huracan nahezu fettfrei aus der Box. Da aber neben der reinen Begutachtung auch gleich ein kleiner Schmierdienst ausgeführt wird, passt das. Hinten sind die Felgen natürlich aus Aluminium und die Hinterachse ist über Stellringe gut eingestellt.
Jetzt muss der Wagen aber mal auf die Bahn.
Da habe ich zunächst zu vorsichtig begonnen, den mit 9V auf der lackierten C-Schiene kommt da keine rechte Freude auf. Die Einstellung war noch Fahrten mit ein paar NSR GT3-Modellen geschuldet, die mit dem KingEvo3 im magnetfreien Betrieb unterwegs waren. Der Baby-Raptor braucht deutlich mehr Voltan, die er aber auch ob der ihm innewohnenden Performance gut verträgt. 10V - kein Problem und auch mit 11V bleibt der Wagen selbst auf der kleinen Heimbahn mit einigen engen Kurven im Infield gut beherrschbar. Bei der Fahrt mit dem ACD3-Regler zeigt der Motor dann einen angenehmen Anzug. Die NSR-Aggregate gehen da heftiger zur Sache. Die Bremswirkung fand ich ok. "Ok" bedeutet, dass es so eine 2 bis 3 war.
Es wurden zwischendurch immer wieder die Reifen abgezogen und nach etwa 100 Testrunden zeugten die Hinterreifen das obige Bild. Es sind Stegfelgen nach dem Muster der NSR-Aerofelgen verbaut. Ob das damit zusammenhängt? Ich werde für einen Vergleich mal Felgen mit einem durchgängigen Steg und slot.it-P6-Reifen verbauen. Vom Grip her kann ich gegen die Serienreifen nichts sagen. Sie tun ihren Dienst und das nicht schlecht. Vom Fahrgeräusch her liegt der Huracan bei mir deutlich über einem NSR-GT3. Das mag auch daran liegen, dass ich Autos gerne "lose" fahre und damit Resonanzen auftreten, aber selbst dann bleibt ein Unterschied. Echt stören würde es mich nicht, denn wer schonmal einen RevoSlot Porsche GT2 auf der Schiene hatte, weiß, was es bedeutet einen schreienden luftgekühlten Boxermotor mit dem Zeigefinger zu bespaßen.
Fazit
Für mich ein Wagen, der optisch anspricht und bedingt durch die flache breite Form und das gut laufende Fahrwerk Spaß am Fahren vermittelt. Der Wagen ist detailliert ausgearbeitet und bringt die brachiale Kraft und Dynamik eines Lamborghini optisch gut auf die Plasteschiene. Da sind wir aber für mich am entscheidende Punkt: Der Motor. Der mag für mich nicht so recht passen. Zumindest würde der Lambo in einem Rennen mit gleicher Voltzahl gegen einen NSR-Motor keine Schnitte machen. Für sich alleine mag das in Ordnung sein. Vielleicht verbaue ich ein anderes Aggregat. BabyKing? KingEvo3?
Verdient hat das Modell den Renneinsatz auf jeden Fall. Ob der gelungenen Optik sehe ich da eher analoge Rennen. Für den digitalen Kampfeinsatz wäre er mir zu schade.