31,48 Meter 6-spurige Holzbahn in Dortmund

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  • Im Anhang gibt es den identischen Bericht auch noch mit Bildern versehen. Da die maximale Anzahl an anhängen hier 10 Bilder wären...



    Umbau der Clubbahn in Derne.pdf


    Umbau der Clubbahn in Derne


    (oder: wie die Jungfrau zum Kinde kam)




    Ich bin kein notorischer Tagebuchschreiber, aber diese Geschichte gehört für die Nachwelt festgehalten .


    Wir hatten bei uns in Derne ein Luxusproblem:


    Eine Schöne 6-spurige Carrerabahn mit ausreichend Platz zum Spielen. Das fanden auch unsere Gäste, die zu diversen Rennserien und Veranstaltungen in unsere heiligen Hallen gefunden haben. Leider hat sich mit der Zeit ein Spannungsproblem auf einer Spur entwickelt, was je nach eingesetztem Motor mehr oder weniger ausgeprägt war. Hauptsächlich diese Problematik und ein nicht über alle Teile der Bahn perfekt ausgeführter Unterbau hat uns im „Sommerloch“ dazu bewogen Überlegungen anzufangen die Bahn komplett neu aufzubauen.


    Jetzt kommt der Zufall ins Spiel.


    Als dieser Komplettab- und Neuaufbau der Carreraschienen beschlossen, das Budget abgesteckt und alles für machbar erklärt wurde tauchte plötzlich eine „Kleinanzeige“ eines benachbarten Clubs auf, der eine demontierte 6-spur Holzbahn angeboten hat.


    Diese Bahn wurde vor Jahren mal gekauft, passte dann dort aber nicht optimal in die Räumlichkeiten und stand zuerst ungenutzt herum, letztlich war sie dem alten Besitzer einfach nur noch im Weg und musste weg. Gerne waren wir da behilflich.


    Da der Abbau der Carreraschiene zu Umbauzwecken eh beschlossen war und die ersten Vorarbeiten zum Rückbau bereits getroffen waren, mussten wir nun also Platz schaffen und zwar radikal.






    Dabei konnten wir auch eine „gefährliche“ Stolperfalle in Form eines alten Betonsockels beseitigen.




    Ausserdem wurde die Carrerabahn nun vollständig abgebaut und vorerst eingelagert.


    Doch, ein bisschen Wehmut schwingt mit. Es überwiegt aber klar die Vorfreude auf das Kommende. (Anm. d. Red.: nicht die damit verbundene Arbeit)


    Die Bahn wurde also kurzerhand gekauft, ohne 100%ig sicher zu sein, ob sie denn bei uns passt. Das genaue Aufbaumaß war nicht sicher bekannt, und bei uns ging es um Centimeter.


    Also „mal eben“ einen Kleintransporter gemietet und mit vier Leuten zum Aufladen und sichern der Ladung zum Abholort.


    Was für ein Ungetüm das war, sah man dann erst „in freier „Wildbahn“ im Kastenwagen!


    Dann wieder zurück nach Derne, wo zum Glück schon die restliche Truppe in nahezu vollständiger Mannstärke gespannt auf uns wartete.


    Abladen ging dann erstaunlich schnell und so lag das „Viech“ erstmal im Raum. So angeordnet wie der Erbauer es ursprünglich vorgesehen hatte.


    Da waren uns schnell drei Dinge klar:


    • Holzbahn = schwer (welch Überraschung, Termine beim Orthopäden gibt’s in Dortmund bis 03/2019 nicht mehr, wir haben alle gebucht)
    • Bahn passt locker
    • Bahn muss größer gebaut werden.

    Also bestehende Teile so lange umgestellt bis es für uns passte.


    Natürlich ergab sich dadurch ein Materialbedarf an frischem MDF der in den nächsten Tagen besorgt wurde. So wurde die Bahn dann nach und nach auf ihre endgültige Länge und vor allem FORM gebraucht, da es unser Wunsch war, die schnellen Passagen mit Schikanen abzuwechseln.




    Zunächst wurde die Bahn aber komplett von den alten Gebrauchsspuren (Gummiabrieb) befreit. Dann ging es daran, die alte Farbe anzuschleifen und so für den Anstrich in einem gedeckterem Farbton vorzubereiten.




    Die MDF Platten wurden millimetergenau eingepasst und befestigt.


    Die Festlegung der Kurvenführung wurde recht schnell und einstimmig beschlossen, sodass nun die heikelste Aufgabe angegangen werden konnte:


    DAS FRÄSEN


    Parallel dazu wurde begonnen die Bahnelektronik umzubauen. Dabei wurden einige Dinge wie zum Beispiel die Art der Bahnstromabschaltung verbessert und angepasst. Ebenso wird es ab sofort eine Schaltung zur Fahrtrichtungsumkehr geben, die dann noch abwechslungsreichere Rennen möglich macht.


    Aber wie versprochen, geht es nun um das Ausfräsen der Slots in den neu gesetzten Bahnteilen.


    Das Anzeichnen der ersten (Mutter-)Spur ging gut von der Hand, dank eines Kurvenlineals ging das Fräsen der Nut sehr einfach.


    Einen Litzenbettfräser haben wir uns selbst gebaut. Kein Hexenwerk!






    Ebenfalls hat unser 3D-Druck-Gott eine filigranere Startampel gedruckt, die nun darauf wartet mit der Lichtschrankenelektronik ausgestattet zu werden




    Und wieder fräsen, saugen, wischen, fräsen, saugen, wischen…




    „Who Ya gonna call?? GHOSTBUSTERS!“


    Bis endlich alle 6 Spuren an allen eingesetzten Stücken fertig sind.




    Aber gar nicht lange mit der Freude aufhalten, denn nun kommt das (fast) wichtigste: Die Schnittstelle „Bahn<->Fahrer“ in Form der Fahrerplätze.


    Und die Übergänge der einzelnen Schienenstöße sollen ja hinterher nicht rappeln und den Autos als Sprungschanze dienen, also wurde sie fachmännisch verspachtelt und geschliffen. Babypopos sind wohl rau im Vergleich dazu…


    Der nächste Schritt ist nun die Bahnverkabelung.


    Dazu wurden schon die Vorbereitungen getroffen und alle Litzenenden durch die Bahnebene nach unten geführt. Eine Arbeit die zwei Mann fast 6 Stunden beschäftigt hat und von der man NICHTS sieht. Frustrierend, aber leider notwendig.


    Dafür war das Verlegen der Kabel für die Zusatzeinspeisungen unterhalb der Bahn ein Kinderspiel und in 3,5h erledigt.




    Eine Arbeit die zeitraubend ist, ist nun das Grundieren und Streichen, da wir ja teilweise „Bestandslitze“ haben, die natürlich nicht mitgestrichen werden darf. Dementsprechend ist von der Malerabteilung entsprechend rücksichtsvoll gestrichen worden. Man munkelt, dass rosa Elefanten und ein Frosch beim Lackauftrag geholfen hätten!




    Auf alle Fälle kann sich der Erstanstrich schon sehen lassen. ENDLICH erstrahlt die Bahn in ihrer endgültigen Farbe. Das Rot bleibt nur in unserer Erinnerung (und in diesem Bericht)


    Dann ging es als nächstes an das Anschleifen der Grundierung… Macht immer noch keinen Spaß.




    Und die Starttraverse wächst und wächst. Rechts fehlt immer noch ein Element mit 6,5cm. Aber ~90cm wollen auch erstmal überspannt sein!




    Vom bekannten Händler für Fahr-Spannungs-Drahtgeflecht kam das lang ersehnte Paket mit der übernächsten Aufgabe auf unserer TODO-Liste. Geht doch nix über gute Planung, damit alles reibungslos funktioniert… Wehe es lacht noch mal jemand über Bauzeitenpläne!


    Zeitgleich haben wir mühevoll die Bestandslitze abgeklebt und die erste Schicht Decklack wurde aufgebracht.


    Das machte etwas her, die Farbe war zwar minimal heller als das Musterstück vom Farbenhändler war, aber das wirkt!


    Eine Wartezeit von einer Woche kann ganz schön lang werden. Die Zeit ist vom Farbenhersteller für das vollständige Durchtrocknen des Lackes empfohlen.


    Nach dieser unendlich langen Woche haben wir dann mal eine Probeklebung der Bestandslitze gemacht.


    Die beste Planung taugt aber nichts, wenn unvorhersehbares passiert. Und das passierte und traf uns wie mindestens eine Faust ins Gesicht. Die Bestandslitze war mit Silikon verklebt, an den Stellen wo sie angelöst war gab es (chemisch) keine Chance die Litze wieder mit dem Holz zu verheiraten. Auch die agressivsten Reinigungs- und Montageversuche scheiterten.


    Einzige (mechanische) Lösung wäre das Antackern oder Nageln der Litze gewesen.


    Eine (oder waren es zwei??) schlaflose Nacht später stand der Entschluss fest:


    Alte Litze komplett entfernen, komplett neu!


    DAS brachte natürlich sämtliche Termine zum Kippen, die erhoffte Eröffnung zum lange vorgeplanten 6h-Rennen sollte aber nicht platzen. So gab es einen Mehrschichtbetrieb an der Bahn.




    300m Litze wurden also vor dem zweiten Decklackanstrich rausgezogen und werden wohl nur noch zur Entsorgung taugen… DAS schmerzt, vor allem finanziell, weil unerwartet.


    Dank der schnellen zweiten Lieferung von 300m nagelneuer Bahnlitze, konnten wir nach groben Anschliff der Bahn und zweiter Lackschicht mit Trocknungszeit direkt wieder loslegen die Litze einzukleben.


    Aber nach gut 2 Wochen war dann abzusehen, dass der Termin 6h-Rennen Anfang November nicht haltbar bleibt!


    Sehr schweren Herzens haben wir es dann recht kurzfristig zwei Wochen vorher abgesagt, was sich im Endeffekt dann auch als einzig richtige Lösung herausgestellt hat. Der ursprünglich aufgestellte Zeitplan hat sich als komplett richtig erwiesen, daher wären die drei Wochen „Litzenverzögerung“ nicht mehr aufzuholen gewesen.






    Auch dazu mussten immer die anderen Arbeiten betreut werden. Die Bepfe wurde neu verdrahtet, die Fahrerplätze wurden deutlich optisch aufgehübscht und farblich den Spuren angepasst.




    Ebenfalls einen riesen Sprung in Richtung „optischer“ Fertigstellung machte das Anbringen der Bahnumrandung und der Banden aus!




    Aus Gründen der Einsehbarkeit von Kurven haben wir einige Banden transparent gemacht. Optisch hat sich das bei uns doch nicht so durchgesetzt, sodass jetzt schon die ersten Überlegungen da sind, die komplette Bande irgendwann transparent zu machen… mal sehen.


    Dann kam der Tag, an dem das letzte Stück Litze verklebt war. Eine sehr große Last fiel von uns! Sehr schnell wurde zu Testzwecken ein Netzteil angeschlossen um mal sehr rudimentär die Bahn, insbesondere die Stromleiter und die Fahrtrichtungsumstellung zu prüfen. Ist „BAHNBRECHEND“ hier der richtige Ausdruck?!


    Obwohl am selben Tag die Startampel montiert wurde, war diese natürlich noch komplett ohne Funktion, zeigte aber wie klasse die Traversen gegenüber der Standardbrücke von Bepfe aussehen!




    Erfreulich einfach ging das farbliche Markieren der Spuren von der Hand (oder waren wir nur sehr motiviert?)




    Die folgenden Restarbeiten sind allesamt eher unscheinbar und wenig offensichtlich, somit auch schlecht bildlich festzuhalten.


    Die Banden sowie die Vorhänge wurden fertiggestellt, Regalbretter unterhalb der Bahn für die Bepfe sowie den Drucker und Stützen für die Brücke wurden gebaut.


    Die Stützen der Bahn wurden im Boden verankert.


    Unser Vermieter hat dann „mal eben“ die Modernisierung des Sanitärbereiches in die Hand genommen, sodass dort ein Wellnessbereich entsteht (wir bitten dennoch von allzu langen Sitzungen abzusehen)


    Jetzt folgen noch die Aufräumarbeiten der Räumlichkeiten und das ausgiebige Testen der Bahn. Wir haben den Schritt dann „Gripauffahren“ genannt, damit es nach Arbeit klingt!

  • Lars,
    das hast du sehr schön geschrieben und beschrieben. :thumbsup:
    Aber ich denke das dies der richtige Weg war, denn die C-Schiene hätte immer wieder neue Probleme verursacht.


    Die Holzbahn sieht sehr schön aus und erstrahlt in vollem Glanze. Wenn da erstmal Grip drauf ist, werden wir richtig Spaß haben und den Regler nicht mehr aus der Hand legen. 8o


    Auch das Layout an das der alten Bahn anzupassen, ist sehr gut gelungen. Es hat seinen Reiz und wird anfäglich schwer zu fahren sein. Die Schikanen sind schon heftig. :whistling:

    Als Belohnung für die ganzen Mühen gibt es Mittwoch endlich mal wieder Wurscht.
    :D

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  • Holzbahnen sind etwas Besonderes. Je grösser, je besser,

    ooooooooooooooh ja!
    Sie haben etwas von einem Flügel, der im Raum steht.
    Geschwungene Eleganz, edel, zentral im Raum freistehend... immer wieder schön anzusehen.
    Wie ein Kunstwerk! :kunst:


    ...mit und ohne Landschaft.


    Danke für den tollen Bericht. :applaus:

    [align=center]


    Zu meinem Holzbahnlayout-Album


    Herr, gib mir Kraft, Dinge zu tun, die ich ändern kann.
    Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
    Und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

  • Freut mich, wenn euch das Lesen ein wenig Freude gemacht hat! Noch mehr würden wir uns freuen, wenn ihr alle vorbeikommt um die Strecke mal zu testen. Die offizielle Eröffnung wird Anfang 2019 sein und mit einem „Tag der offenen Tür“ gefeiert.


    Vielleicht schafft es ja der ein oder andere für das Wochenende nach Dortmund.


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  • Den Bildern nach ist es echt schön geworden.


    Freue mich schon auf die ersten Runden :)

  • Ich werde das hier mal im Auge behalten. Do liegt fast vor der Haustür :)

    Insbesondere mit deiner Signatur bestimmt kein schlechter Gedanke!!








    Ein paar Bilder kann ich schon mal nachschieben.


    Einmal als Panorama (leicht verzerrte Perspektive)



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    Und dann nochmal in zwei Einzelfotos, die den Streckenverlauf etwas besser darstellen


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    Das Bad wird im Laufe der Woche noch seinen Anstrich bekommen.


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  • Lars!
    Wenn Du so weitermachst, wird Dich irgendwann mal jemand für irgendwelche Literatur-Preise vorschlagen. ;):P
    Hans

    Die Menschen hören nicht auf, zu spielen, weil sie alt werden, die Menschen werden alt, weil sie aufhören, zu spielen. ;)

  • Lars!
    Wenn Du so weitermachst, wird Dich irgendwann mal jemand für irgendwelche Literatur-Preise vorschlagen. ;):P
    Hans

    Die Frage ist: FÜR WELCHEN :D:auto18:


    ABER: ich schreibe schon fast so lange Texte wie du :)

  • DAS ................. lassen wir dann erstmal offen. :P:*
    Hans

    Die Menschen hören nicht auf, zu spielen, weil sie alt werden, die Menschen werden alt, weil sie aufhören, zu spielen. ;)

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