So. Da ist sie nun, die eventuell perfekte (?) Anleitung zum Verhunzen eines Formelmodells. Versprochen ist versprochen. Auch wenn der Herr Heise sicher was zum mosern findet, MEIN Baubericht ist immerhin mal fertig. Und geistert nicht als Fragment in den Weiten des Internets herum. Ätsch!
Vorweg... SO baue ich (seit Jahren) und werde es auch weiterhin SO machen. Gibt tausend andere Wege, die nach Rom führen. Zumal es sich bei dem beschriebenen Modell um eben genau dieses handelt. Anderes Modell, andere Herangehensweise. Vieles ist freilich mit einer gewissen Allgemeingültigkeit zu betrachten. Und sicher gibt es in den Ausführungen Punkte, die manch einer genauer angesprochen hätte. Fragen! Ich habe zwar immer Hunger, beiße aber nicht.
Warum es diese Zeilen überhaupt gibt? Dazu muß ich ein wenig ausholen. Irgendwann im letzten Jahr traf es sich, das unser hochgeschätzter Forenkollege Jörg alias der @bakermaster einige Forenuser zu sich ins beschauliche Melbeck im Lande der Lüneburger Heidschnucken einlud. Darunter auch meine Person... „und bring doch bitte mal so ein Formelauto mit!“. Gesagt, getan, einen blauweißen OpenWheeler eingepackt... im Februar machten sich also drei unerschrockene Slotracer aus dem Süden und ein durch nichts zu erschütternder West-Moskauer auf den Weg in den kalten Norden. Welcher dann übrigens gar nicht so kühl war, sondern nur stockfinster. Zumindest nachts um halb 4. Stockfinster heißt in dem Fall, man würde den Laternenpfahl zunächst nur spüren, ein wenig später sieht man ihn schließlich auch. Egal, nebensächlich, ist ja auch nicht vorgekommen. Kurz gesagt, wir hatten 3 Tage und 2 Nächte sehr viel Spaß auf und neben der Piste... „und würdest Du mir den Reynard verkaufen?“ „Nein, aber ich kann Dir genau so einen bauen.“
Die folgenden Zeilen und Bilder behandeln dann eben jenes Modell.
Und da dieses nun nicht einfach so freestyle entstehen sollte, sondern einem Reglement entsprechend aufgebaut: Hier im Großraum Frankfurt (der sich in dem Fall von Gießen bis Karlsruhe erstreckt) gehört seit 2004 die von Michael Niemas veranstaltete FNS-Klasse1-Serie zu den ganz populären Rennserien. Zu ihren Hochzeiten deutlich über 30 Fahrer treffen sich regelmäßig Mittwochabends an den Strecken im RheinMain-Gebiet. Gefahren werden Formelmodelle (F1, F3000, Indycars u.a.) ab Vorbildbaujahr 1968 im Maßstab 1:24/25, zunächst jahrelang mit PU-Bereifung, aktuell mit Scaleauto-ProComp-Moosies. Die Bodys waren anfangs ausschließlich aus Plastikkits entstanden, vor ca. 8 Jahren wurden zusätzlich Gfk-Modelle zugelassen. Welche Plastik an den Rand des Aussterbens drängten, bis auf ein paar wenige gallische... ähm hessische Fahrzeuge.
Da im Heck meist wenig Platz ist, dient als Antrieb ein Slimline-Motor. Ursprünglich von Reprotec (teuer, lahm und schnell kaputt), heute von SRP (preiswert, kraftvoll, streut ein bißchen). Auf Holz UND Carrera. Bis zu 88mm breite Autos. Soviel zum Thema, die C-Schiene läßt mit solchen Autos keine Rennen zu. Ab und an gab/gibt es natürlich auch mal Bruch. Gehört schließlich dazu...
Plant man nun den Bau eines solchen Modells, stellen sich u.a. zwei Fragen. 1.) Welche Karo (egal ob Gfk oder Plastik) eignet sich? 2.) Welches Chassis taugt dazu?
Zu 1.) Grundsätzlich jede. Nur bringen so manche ziemlich üble Schwierigkeiten mit sich, diese halbwegs vorbildgetreu auf ein Chassis zu verpflanzen. Gerade aktuelle F1-Modelle sind unglaublich komplex aufgebaut. Sehr schmal im Heckbereich, sehr tief und über und über mit Flügeln, Flügelchen, Diffusoren, Deflektoren, usw. versehen. Seit letztem Jahr auch noch mit einer Klobrille über dem Fahrerkopf. Ästhetisch sieht anders aus, aber so manch schwerer Unfall in der Vergangenheit hätte u.U. einen anderen Ausgang gehabt. Das Halo-System hat also durchaus seine Berechtigung. Für unsere Zwecke in Frage kommende Modellkits nach Vorbildern ab 2018 sind m.W. bisher allerdings sowieso noch nicht auf dem Markt.
Die von Kyosho stammenden Karos für MiniZ-Modelle eignen sich durchaus auch für die Klasse 1, sind aber durchweg recht schwer und daher eher für anders motorisierte Rennserien mit Formelmodellen geeignet.
Was ist also nun ein ohne großen Aufwand zum Slotcar aufzubauendes Formelmodell? Lange und breite Seitenkästen sind sehr von Vorteil, Autos der späten 70er Jahre (speziell die Wingcars aus der Ära bis 1982) bis Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre weisen diese Eigenschaft nahezu durchweg auf. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel, bin gespannt, wer als Erster mal einen der wunderschönen Brabham BT52 von 1983 auf die Bahn bringt. Unten sieht man einige bereits als Kl.1-Slotcar aufgebaute Modelle dieser erwähnten Zeit.
Da mich persönlich allerdings seit vielen Jahren die Rennen der amerikanischen Indycar-Serie (oder Champcar-Serie, wie einer der beiden Ableger eine zeitlang heißen mußte) weitaus mehr anfixen, baue ich bevorzugt Modelle nach deren Vorbildern. Den dazu geeigneten Revell-Kit des Reynards in seinen 8 verschiedenen Ausführungen zweier Baujahre findet man zwar mittlerweile nur noch in der Bucht, aber dort manchmal recht häufig. Mangel ist also keiner vorhanden, zumal mir Kollegen, welche das Hobby an den Nagel hängen, mir dann und wann auch ihre gehorteten Kits zukommen lassen.
Der Revell-Kit weist neben diversen Pluspunkten noch den nicht zu verachtenden Vorteil auf, das ihm zwei verschiedene Flügeltypen beiliegen. Einmal für Ovalkurse und einmal für mehr Downforce auf Straßen- und Stadtkursen. Und diese sind an einem Stück gespritzt, beim Frontflügel hängt die Nase mit dran, beim Heckspoiler dessen Halterung.
Und zu 2.) Anfangs setzten fast alle Serienteilnehmer auf ein zu der Zeit noch häufig aufzutreibendes PlaFit-Inliner-Formelchassis oder bauten Großserienchassis anderer Bestimmung formeltauglich um. Dann tauchte einer der Kollegen mit einem PlaFit-Sidewinder-Formelchassis auf, fuhr den anderen um die Ohren und die Konkurrenz zog nach. Vor ca. 10 Jahren brach dann eine bis heute anhaltende „Schwemme“ aus, Chassis gibt/gab es mittlerweile von Niemas Racecars, WWS, Metris, NDW, Slotfabrik, V-Tec, DoSlot, PlaFit, Scaleauto, DMT usw. Einige der erwähnten sind nicht direkt für Kl.1 ausgelegt (vorgesehen für andere Motoren o.ä.), hier ist dann immer noch ein wenig eigene Kreativität nötig. Da es vorbehaltlich der Verfügbarkeit am einfachsten zu erwerben ist, fiel die Wahl für das vom Niemas-Chassis abstammende Pendant von Scaleauto.